Basel Spitalfriedhof
Die Kombination von identifizierten Skeletten, Krankenakten und genealogischen Recherchen gibt uns die einmalige Chance, detaillierte Einblicke in die Lebensbedingungen der Basler Unterschicht im 19. Jahrhundert zu gewinnen. Noch wissen wir wenig über den schwierigen Alltag einfacher Menschen in der Frühzeit der Industrialisierung. Mit dem Projekt Basel Spitalfriedhof wollen wir neue Erkenntnisse gewinnen.
Seit 2008 wird die am Naturhistorischen Museum Basel aufbewahrte Skelettserie des Basler Spitalfriedhofs im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts an der Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften untersucht.
Die Serie umfasst knapp 500 identifizierte Skelette und über 900 dazugehörige Krankenakten. Das Projekt ist dem Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel (IPNA) angegliedert und beinhaltet auch ein gleichnamiges Bürgerforschungsprojekt. Dessen Mitarbeitende erfassen umfangreiche Datenserien wie Krankenakten oder Volkszählungsunterlagen und führen genealogische Forschungen durch.
Das Projekt verfolgt zwei ehrgeizige Ziele. Zum einen erlaubt uns die aussergewöhnliche Datengrundlage von identifizierten Skeletten und dazugehörigen Krankengeschichten, die Aussagekraft naturwissenschaftlicher Methoden – etwa die Sterbealtersschätzung – zu überprüfen und neue Methoden zu entwickeln. Zum andern sind die menschlichen Skelette ein Bioarchiv, das Erkenntnisse über die Gesundheits- und Ernährungsverhältnisse und über die Verbreitung von Krankheiten liefert.